Donnerstag, 26. Mai 2011

Schlemmerreise nach Belgisch-Luxemburg, Folge 3

Wir brachen also auf nach Achouffe, in die Gegend von Houffalize, um der dort angesiedelten Achouffe-Brauerei unsere Aufwartung zu machen. Wie die Firmenhomepage verrät, steht bei diesem erst 1982 gegründeten Unternehmen marketingtechnisch der Zwerg mit roter Zipfelmütze (um EUR 2,50 auch im ansässigen Shop zu erwerben) klar im Vordergrund. Die Brauerei gehört seit einiger Zeit zu Duvel Moortgat, daher stand wohl auch ein dicker Tanklaster mit dem Schriftzug von Vedett auf dem Hof (übrigens ein sehr erfrischendes, trockenes Premium-Blond - in Belgien unbedingt mal probieren).

In Prinzip besteht der Ort Achouffe auch anscheinend fast nur aus der Brauerei, dem Besucherzentrum (es werden Führungen angeboten) und einer wohl nicht zur Firma gehörenden Ausflugskneipe. Da meine Begleiter und ich so ungefähr wissen, wie Bier gebraut wird, sparten wir uns die Besichtigung und schritten gleich zur Verkostung, nachdem wir uns im Shop mit Zipfelmützen eingedeckt hatten. Gottlob war alles adäquat ausgeschildert:



In der Taverne werden dann auch (fast) alle Produkte des Hauses, inklusive einiger von Duvel-Moortgat angeboten. Bekanntestes Bier und Flaggschiff ist sicherlich das La Chouffe, ein ungefiltertes Blondes mit acht Umdrehungen; gefolgt vom McChouffe, einem Scotch Ale, wie sie in Belgien häufiger anzutreffen sind und die nichts, aber auch gar nichts mit Scotch Whisky zu tun haben. Das McChouffe ist ein recht schweres, dunkles Bier mit bitterer Note - Vergleiche mit Guinness bieten sich an (obwohl letzteres ein Stout ist). Wer es ganz genau wissen will - die Scotch-Biere sind mit den (Pale) Ales verwandt.

Wo war ich ... ach ja: weiterhin gibt es noch Houblon Chouffe (ein IPA), sowie N'Ice Chouffe, ein anscheinend mit Thymian (!) gewürztes Winterbier und Bok Chouffe, ein für den niederländischen Markt hergestelltes Herbstbock. Weiterhin wird noch ein Bierbrand namens Esprit d'Achouffe angeboten, sowie ein darauf basierender Kaffeelikör (Chouffe Coffee). Die beiden Letztgenannten kann ich wirklich nicht guten Gewissens empfehlen - es sei denn, man steht auf Terpentin (bzw. Terpentin mit dem Geschmack von schimmligem Espresso). Die Taverne bietet auch Petit Restauration, wer also einen kleinen Snack wünscht ... es schien zu schmecken.

Dann ging es weiter zur noch viel kleineren Hausbrauerei Saint-Monon (die Webseite ist übrigens der Hammer, man spricht anscheinend nur Froschschenkelfresserisch, die englische und mehr noch die niederländische Übersetzung sind extremst holperig - Babelfish? - also wer eine dieser beiden Sprachen spricht - unbedingt mal lesen!), in Ambly, welche erst 1996 gegründet wurde. Damals beschloss Pierre Jacob, der wohl so etwas wie ein Nahrungsmitteltechniker war (sofern mein Schul-Baskenmützisch ausreicht), es mal mit dem Bierbrauen zu versuchen. Seitdem hat man wohl mehrere Preise gewonnen und die drei Sorten (Braunes, Honig, Orange) werden allüberall wärmstens empfohlen.

Ich möchte betonen, dass der Ort Ambly nicht einfach zu erreichen ist. In lustiger Fahrt geht es durch Felder, Wälder, Täler und über Stock und Stein. Irgendwann kommen die Serpentinen. Und die Abgründe ohne Leitplanke. Und die verpasste Abzweigung hinter Nassogne. Und die Streitgespräche im Auto. Und Kühe. Und Straßen ohne Ausweichmöglichkeit. Und dann ist man in Ambly. Und steht vor der Brauerei. Und es ist Ostersonntag. Und die Brauerei ist geschlossen. Und dann ist Schluss.

Der nächste Beitrag mit dem Titel Barschränke unserer Väter: Trinkkultur der 70er erscheint am 1. Juni 2011.

Picture Credits: "Zwergenschild": IB

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