Montag, 1. August 2011

Plattfuss' Hausbar, Folge 1: Talisker 10 yo, Bruichladdich Rocks, Big Peat

Nachdem die Haxen, der Rotkohl, das Sauerkraut und die Klöße verspeist waren ... halt: hier wendet der Fachmann sich natürlich mit Grausen. Jedermann weiß, dass Whiskyproben, will man sie ernsthaft betreiben, natürlich niemals nach einem üppigen Essen stattfinden dürfen. Stattdessen hat man sich möglichst nüchtern und asketisch dem schwierigen Metier zu widmen. Allenfalls darf der Mund zwischendurch einmal mit einem trockenen Stück Brot und einem Schluck Wasser wieder neutralisiert werden ... gut allerdings, dass wir uns um solche Verhaltensmaßregeln einen feuchten Kehricht scheren. Spaß machen soll das Leben ja auch irgendwie mal. Die Haxen, der Rotkohl, das Sauerkraut und die Klöße waren also, so sagte ich, aufgegessen und der Verdauungsschluck sollte auch gleichzeitig der Beginn der Verkostung verschiedener Whiskys sein, die Plattfuss in letzter Zeit so in seiner Hausbar angesammelt hat. Mit von der Partie waren noch unser guter Freund O. sowie meine liebe Frau, "der kleine rote Traktor". Spaß beiseite; insgesamt waren sechs Whiskys zu testen, darunter ein paar exklusivere Tröpfchen.

Beginnen wir mit dem Talisker 10 yo. Zu Talisker muss man eigentlich nicht mehr viel sagen, er ist einer der bekanntesten Single Malts und kommt von der Isle of Skye. Die Islands sind als inoffizielle Herkunftsregion recht bekannt; rein technisch gesehen gehören sie aber zur Region Highlands. Generell kann man zu den Whiskys von Skye, Jura, Mull, Arran und Orkney sagen, dass sie in der Torfigkeit eine Mittelposition zwischen den Highland Malts einerseits und den Islay Malts andererseits einnehmen. Mit Talisker (Betonung ausnahmsweise auf der ersten Silbe, nicht auf der zweiten, da es sich nicht um ein gälisches Wort handelt) verbindet mich eine sehr nostalgische Erinnerung. Es war der erste Malt Whisky den ich jemals probiert habe, vor mehr als zwanzig Jahren auf der Isle of Skye, genauer gesagt in der Hafenkneipe von Kyleakin, wo ich mich aufwärmen wollte, nachdem mich die Flut auf meinem Rückweg von Burg Moil fast vom Festland abgeschnitten hatte. Bin schon wieder abgeschweift. Nun ja, also: Der von uns getestete zehnjährige Talisker hatte einen Alkoholgehalt von 45,8% vol. In der Nase ein süßes Aroma, ein bisschen wie Portwein oder Sherry, außerdem Eiche, leichter Rauch. Im Mund dann erst ein süßer, leicht zimtiger Beginn, gefolgt von einer Geschmacksexplosion am Gaumen: mächtig würzig und wärmend fährt es in die Glieder (ein Markenzeichen von Talisker übrigens), danach folgt ein laaanger Abgang, salzig, ledrig, leicht torfig. Selbst für mich, der ich eigentlich gar nicht auf Torf und Rauch im Whisky stehe, ein wirklicher Hochgenuss. Der Zusatz von etwas Wasser verbessert den Mittelteil sogar noch ein wenig, eine andauernde Hintergrundsüße paart sich mit angenehmer Salzigkeit. Ein echtes Vergnügen. Für knapp 30 EUR eigentlich ein regelrechtes Schnäppchen

Weiter zum Bruichladdich. Die Brennerei hat seit 2001 einen zweiten Frühling erlebt und erfreut sich mächtiger Zuwachsraten. Bruichladdich gilt traditionell als derjenige Malt von Islay, der am wenigsten torfig schmeckt, allerdings gibt es mit dem Port Charlotte auch seit einigen Jahren ein sehr torfiges Produkt im Angebot. Die Destillerie ist dafür bekannt, sehr viele verschiedene Abfüllungen und Variationen herzustellen; Gin wird übrigens  auch angeboten. Getestet haben wir den Bruichladdich Rocks, welcher zusammen mit Bruichladdich Waves das Einstiegssortiment bildet. Der Rocks reift laut Herstellerangabe in Bourbonfässern und hat keine Altersangabe (NAS). 46% vol. Im Einzelhandel ebenfalls ca. 30 EUR. Geruchlich zuerst recht angenehm und leicht, Zitrus, Vanille (die Bourbonfässer), jedoch bei längerer Aufnahme auch künstlich, Aceton. Geschmacklich wenig aufregend, süß, leicht fruchtig, Schärfe. Der Abgang ist eher kurz und scharf. Er kann zwar seine Herkunft von Islay nicht ganz verleugnen (leichter Torf und Rauch), ist im Ganzen jedoch recht charakterlos; Plattfuss fand ihn sehr fade (er ist allerdings auch ein Torf-Mann). Für Einsteiger vielleicht wirklich das Richtige; enttäuschend für jemanden, der den "Spirit of Islay" sucht. 


Schließlich für heute noch der Big Peat. Relativ neu am Markt, mit einem jugendlichen Auftritt und einem Label im Comicstil. Es handelt sich um einen so genannten Blended Malt (früher: Vatted Malt), also einen Verschnitt verschiedener Single Malts verschiedener Destillerien. Laut Angaben auf dem Etikett Charge 12, Ende 2010. Abgefüllt von Douglas Laing, 46% vol. Deutlich teurer als die vorherigen Whiskys, mit ca. 40,- EUR ist man in der Regel dabei. Der Hersteller versichert (obwohl dies eigentlich untersagt ist), dass das Endprodukt Malts folgender Provenienz enthält: Bowmore, Ardbeg, Caol Ila und Port Ellen. Letzterer wird seit 1983 jedoch nicht mehr produziert und ist dementsprechend teuer. Horst Lüning hat also sicher Recht, wenn er mutmaßt, dass aufgrund des Preises Port Ellen wohl eher in homöopathischen Dosen verabreicht wurde. Der Big Peat macht seinem Namen alle Ehre: In der Nase sehr medizinisch, torfig, mächtig, Meersalz, Sattelleder. Ratzfatz sind die Nebenhöhlen freigeblasen. Im Geschmack sehr kräftig, Karamell, Torf, Rauch, Seetang. Vergleichsweise kurzer Abgang, Anis, Rauch. Empfehlenswert mit einem Schuss Wasser: dann mandelsüß, aber immer noch torfig und rauchig. Nicht schlecht, nichts für Angsthasen.  

Der zweite Teil der Verkostung, dann mit Paddy Old Irish, Laphroaig 17 yo und Macduff 28 yo (!), erscheint am 6. August 2011.
Picture Credits: "Fort Augustus Locks": TAQ 

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