Freitag, 30. Dezember 2011

Frau Aquinas' Weiße Ginpralinen

Man nehme: 
  • 1 1/2 Standardpackungen weiße Kuvertüre (ca. 225 - 250 g)
  • 1 1/2 Stück (ca. 40 g) Kokosfett [Palmin o.ä.]
  • getrocknete, gezuckerte Cranberries
  • 4 cl Gin [ideal ist ein Old Tom (im vorliegenden Fall Both's; ein Botanical gibt aber auch gute Ergebnisse]
Kokosfett und Kuvertüre klein hacken und auf kleinster Flamme im Topf schmelzen (ständig rühren, die Mischung brennt schnell an). Sobald die Masse geschmolzen ist, vom Herd nehmen. Den Gin hinzufügen und gut verrühren. Die weiche Masse in einen Gefrierbeutel füllen und auf etwa 30° C abkühlen lassen. In Silikonpralinenformen füllen (Eiswürfelbehälter tun es aber auch). Dann mit einer getrockneten, gezuckerten Cranberry garnieren. Für mindestens zwei Stunden kaltstellen.


Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 7. Januar 2012. Das Thema steht noch nicht fest.
Picture Credits: "Ginpraline": KRT

Freitag, 23. Dezember 2011

Zwischendurch: Weihnachten bei Tomas Aquinas

Am 25. Dezember erscheint bekanntlich kein neuer Artikel auf Blog Blong Dring, aber zumindest will ich nicht ohne ein paar persönliche Notizen in die Feiertage gehen. Anders als Viele eventuell denken mögen, schenken Frau Aquinas (KRT) und ich uns keine Getränke zu Weihnachten sondern werden das gesparte Geld in einen neuen Computer anlegen. Trotzdem habe ich mir selbst, quasi dem Ganzen ein wenig zuwiderlaufend, ein paar nette Getränke unter den Weihnachtsbaum gelegt, nämlich
  • George Dickel 12 yo (einer der wenigen Tennessee Whiskeys neben Jack Daniel's)
  • Seven Tiki Fiji Rum (in Deutschland nicht/kaum zu kriegen)
  • Cameron Brig (einer der wenigen Single Grain Whiskys, die es gibt)
  • Heaven Hill Mellow Corn (einer der wenigen noch existierenden Maiswhiskeys aus den USA)
  • Jura Superstition (von meiner To-Drink-Liste)
  • Green Spot (eine echte Rarität außerhalb Irlands, nur 1.200 Flaschen pro Jahr) [Nachtrag!]
Also werde ich auch bald wieder genug zum Testen haben, was mich für das Blog natürlich auch sehr freut. Am Heiligabend feiert wie immer Plattfuss mit uns und er bekommt ... das kann ich hier natürlich nicht verraten. Am ersten und zweiten Weihnachtstag sind wir dann bei meinen Eltern, für die beiden habe ich dieses Jahr einen schönen Williamsbrand von Massenez (Vater) und einen Jameson's Irish (Mutter) besorgt. Ich kann das hier ruhig schreiben; beide sind nicht internetaffin.


Und nach den Weihnachtstagen freue ich mich auf das jährliche Haxenessen unter Männern sowie den Jahresausklang im Hause Plattfuss. Viel Aussicht auf gute Gesellschaft und gute Getränke also. Allen Leserinnen und Lesern ein frohes Weihnachtsfest und besinnliche Stunden!

Der nächste planmäßige Beitrag zum Jahresende erscheint am 30.12. 2011.

Picture Credits: "Christmas 2011": KRT

Dienstag, 20. Dezember 2011

Four Whisk(e)ys, Four Countries. Oder umgekehrt.

"Du trinkst doch gerne Whisky und so" eröffnete mein Kollege L. aus N. am 6. Dezember morgens das Gespräch. "Da schau, da hab ich Dir was zum Nikolaus mitgebracht." Mit zitternden Fingern entriss ich ihm das Päckchen ... mein Gott er wird doch nicht - wer L. kennt, weiß, warum ich mir Sorgen machte. Ein lieber Mensch und lieber Kollege ... aber ein Kostverächter par excellence, für den eine Weißweinschorle schon eine harte Droge ist. Wie Ned Flanders, nur ohne Gott. Ich scherzte heute noch, eigentlich sei er als Mönch doch besser aufgehoben, am besten als Kamaldulenser oder Kartäuser. Aber zurück zum Thema. Mit zitternden Fingern öffnete ich also das Päckchen. Mein Instinkt hatte mich nicht getrügt (ich weiß, dass es eigentlich heißt: nicht getrogen - aber meine Nerven waren halt schon arg zerrüttet): vor mir lag die - von ALDI Nord um 5,00 EUR in der Adventszeit verscherbelte - Probierpackung Whisky mit dem ambivalenten Namen COUNTRIES 4 WHISK(E)YS, was ich wahlweise als "Four Countries, Four Whisk(e)ys" bzw. "Four Whisk(e)ys from Four Countries" interpretieren möchte. Die aufwendige Geschenkverpackung (noch so was: ich weigere mich, "aufwändig" zu schreiben, dieses "ä" sieht so grottenschlecht aus), Foto anbei, präsentiert drei Whisk(e)ys aus dem regulären Sortiment von ALDI Nord, sowie einen mir unbekannten irischen Tropfen. 


Von links: Statesman ("Finest Old Scotch Whisky"), Blackwood ("Very Old Irish Whiskey"), Clarke's Westpoint ("A Fine Superior Straight Bourbon Whiskey Aged at the Peak of Mellow Perfection") und Long Wood ("Finest Pure Handselected Canadian Whisky"). Was die auch immer mit ihrem Wood haben: Blackwood, Long Wood. Nun denn. 

Den Statesman probiere ich jetzt nicht, das könnt Ihr alles hier nachlesen. Importiert wird das ganze von der Lobuschkellerei Hamburg. Wie irgendjemand schon mal recherchiert hat, verbirgt sich dahinter wahrscheinlich die BORCO

Den Statesman lasse ich hier mal außen vor, wie schon gesagt, und komme zum Blackwood. Keine Herkunftsangabe. Es kommen ja ohnehin nur vier Verdächtige in Frage. Hat 40% vol. Der Pressetext jubelt: 
Gently matured for long years in oak casks and skilfully blended to create a whiskey of unique smoothness & character. Blend of the finest Irish Grain and Malt whiskies. 
Drin sein kann so ziemlich alles, wenn es ein Blend ist. Schauen wir mal. Bernsteinfarben, sehr ölig. In der Nase leichtes Marzipan, Kölnisch Wasser, Auf der Zunge süß, Vanille, Holz. Nüsse? Abgang kurz, hart. Trockener Nachbrenner. Eventuell ein Kilbeggan? Bin nicht sicher. Im Endeffekt nicht ganz unangenehm, es gibt Schlimmeres

Kommen wir zum Kentucky Bourbon. Clarke's Westpoint habe ich, vor meinem Damaskuserlebnis, früher schon getrunken, aber wie man halt so trinkt, unbewusst, immer mit Cola. Zumindest steht hier drauf, wo er herkommt. Clarke's Distilling Company, Lawrenceburg, Kentucky. Das ist zwar ein Fantasiename, engt den Kandidatenkreis jedoch erheblich ein, denn in Lawrenceburg gibt es nur zwei Destillerien, nämlich Wild Turkey und Four Roses. Vom angeblichen Gründungsjahr 1866 her passt keine genau, Wild Turkey wurde 1869 gegründet, Four Roses ca. 1860. Der Pressetext jubelt: 
Aged to its smooth and mellow flavor in special oak handmade casks this fine superior Straight Bourbon Whiskey is distilled under the Old Clarke's formula in the State of Kentucky/USA.
In der Farbe ähnlich wie der Blackwood, etwas ölig. In der Nase Eichenholz, Essiggurke, Hühnerfrikassee. Auf der Zunge leicht salzig, Vanille, etwas seifig, danach schiebt das Holz kräftig nach. Abgang kurz, etwas schärfer als im Mittelteil. Wenig komplex, aber relativ mild und pur genießbar. Aber kaum Erhellendes, könnte Wild Turkey sein, Four Roses habe ich kräftiger in Erinnerung. 

Zum Schluss der Long Wood und möge Gott uns beistehen. Mein erster Kanadier, ich wollte doch eigentlich gleich mit Crown Royal anfangen; bitte sei sanft zu mir. Herkunft unbekannt, acht Jahre soll er alt sein. Der Pressetext wieder: 
Superbly aged and blended wholly unique in a Canadian tradition of fine 8 years old whiskies. A smooth Whisky with a hint of vanilla sweetness from the maturation for 8 years in oak casks. Well balanced in character. 
Irgendwie wird das Englisch der Texte von Whisky zu Whiskey immer holpriger; dem Übersetzer war wohl etwas schwiemelig zumute. So fühle ich mich mittlerweile auch. Auf geht's. Bernsteinfarben (das scheint bei Aldi wohl so Usus zu sein), weniger ölig als die vorherigen. Im Aroma wenig, außer Holz. Ach ja: Long Wood. Ich verstehe. Im Geschmack leicht süß, viel Holz, tatsächlich nur ein Hauch Vanille. Schärfer im Mittelteil, etwas herb. Ethanol im Abgang, dennoch recht wässrig. Etwas länger aber unangenehmer als der Westpoint. Ach nee

Fazit: ALDI hat eigentlich gar keine so schlechte Idee gehabt mit dem Probierköfferchen. So kann man sich aus den Wackelkandidaten seine eigene Castingshow zusammenstellen. Den Blackwood und den Linkwood kannte ich noch nicht; der Blackwood ist meines Wissens (noch) nicht Teil des Sortiments. Alles in allem etwas charakterlose und einfach gestrickte Whiskys, die für keine Überraschung gut sind. Meine persönliche Rangliste: 
  1. Westpoint 
  2. Blackwood 
  3. Statesman (aus dem Gedächtnis) 
  4. Long Wood
Letzterer ist mir eher unangenehm. 

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint wegen der Feiertage erst wieder am 30.12.2011; Thema noch unbekannt. Zwischendurch gibt es vielleicht noch eine Kurzmeldung und auf jeden Fall die Veranstaltungstipps für Januar. Euch allen schöne Feiertage und ein frohes Fest. 

Picture Credits: "Countries 4 Whisk(e)ys": KRT

Samstag, 17. Dezember 2011

Zwischendurch: Power to the People

Blog Blong Dring ändert seine Politik. Ab sofort ist die Kommentierung von planmäßigen Beiträgen auch ohne vorherige Registrierung möglich. 

Die Kommentare werden weiterhin moderiert und wir behalten uns vor, diejenigen, die uns nicht behagen, zu löschen. Viel Spaß!

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Teacher's Highland Cream NAS

Wer öfter schon mal meine Beiträge gelesen hat, der weiß wahrscheinlich, dass ich mich zu den Verteidigern der Blended Whisk(e)ys zähle. Ich wiederhole mich aber gerne, indem ich feststelle, dass a) mir ein guter Blend (VAT 69, Cutty Sark, ...)  um Meilen lieber ist als ein schwacher Single Malt (Glen Almond, Loch Lomond NAS, ...) und dass b) einige Single Malts ohne die dazu gehörigen Blends nicht (mehr) existieren würden. Wo wäre Strathisla ohne Chivas Regal (und zugegebenermaßen: umgekehrt) oder, um zum heutigen Thema zu kommen: wo wäre Ardmore ohne Teacher's Highland Cream? Die Destillerie Ardmore wurde ursprünglich eigentlich nur zu dem Sinn und Zweck unterhalten, genügend Lead Whisky für die Blends der Firma William Teacher and Sons bereitzuhalten. 

Alles begann im Jahre 1830, als Firmengründer William Teacher sich die Liberalisierung der Alkoholgesetze zunutze machte und im Tante-Emma-Laden seiner Frau in Glasgow einen schwunghaften Handel mit Blended Whisky startete. Zunächst handelte es sich nur um einen Ausschank ("Dram Shop"), 1863 wurde jedoch der noch heute existierende Blend aus der Taufe gehoben. Die Destillerie Ardmore wurde dann 1899 in der Region Speyside gegründet (wird aber teilweise aufgrund der extremen geografischen Lage in der Literatur als Highlander angesprochen); erst 1957 kam dann Glendronach (ebenfalls Speyside) hinzu. Heute befindet sich die Firma schon lange nicht mehr im Familienbesitz sondern gehört, seit der Zerschlagung von Fortune Brands im Jahr 2011, zu Beam Inc

Der Highland Cream ist sicherlich einer der sehr bekannten und beliebten Blended Whiskys, wobei sich das Wort "Cream" wohl nicht so sehr auf eine wie auch immer geartete geschmackliche "Cremigkeit" beziehen dürfte sondern eher in der Bedeutung "Creme de la Creme", quasi das Beste aus den Highlands also, zu sehen ist. Verschnitten wird er laut Firmenwebseite aus über 30 verschiedenen Malt Whiskys, deren Anteil mit 45% schon recht hoch ist. Wie schon gesagt ist Ardmore, ein solider und kräftiger Speysider/Highlander, einer der Lead Whiskys des Highland Cream, zusammen mit Glendronach, der die eher typische Speyside-Süße hineinbringt. Die Flasche wird im Einzelhandel in der Regel so um 12,- EUR verkauft, im November gab es ihn im lokalen EDEKA allerdings für 9,99 oder 9,59, sicher bin ich mir da nicht mehr so ganz. 


Überhaupt ist die Adventszeit wohl Whiskyzeit. Vor etwa einer Woche gab es bei NETTO The Singleton of Dufftown für 19,- EUR (!), da habe ich allerdings noch nicht zugegriffen. Aber den Teacher's wollte ich mir mal gönnen; außerdem brauchte ich ein einigermaßen präsentables Gastgeschenk für Plattfuss, der mich zu Haxe und Kraut und Klößen eingeladen hatte. 

Dem Auge ist der Teacher's mit seiner leichtgoldenen Farbe sehr gefällig, im Aroma fallen frische Noten nebst dezenten Tönen nach Leder und Erdnüssen auf. Im Geschmack ist er nicht übermäßig süß; eher würzig mit Anklängen an Pfeffer und Salz, auch rauchig. Im Abgang trocken und mittellang. Ein angenehmes Schlückchen mit durchaus eigenem Charakter. Mit Wasser verdünnen lohnt nicht wirklich, da nur 40% Vol. 

Am 20.12. erscheint als nächster planmäßiger Beitrag die Verkostung meines Nikolausgeschenks, "Four Whisk(e)ys from Four Countries" von ALDI. Danach mache ich Pause bis nach Weihnachten.

Picture Credits: "Teacher's": KRT

Dienstag, 13. Dezember 2011

Zwischendurch: Buchtipp

Ein schönes Geschenk für jemanden, der noch Platz auf dem Gabentisch hat und des Englischen mächtig ist: Richard Barnett: The Dedalus Book of Gin, Dedalus 2011 (ISBN 978-1907650031). Fast Alles über Gin, inklusive seiner Geschichte, seiner Verbreitung, ... natürlich auch mit Rezepten. Etwa 20,- EUR im Buchhandel oder online.

Samstag, 10. Dezember 2011

Für eine Handvoll Torf: Loch Lomond Peated NAS

Loch Lomond Blue Label war der erste Whisky, den ich hier verkostet habe. Und gleichzeitig auch fast der erste Artikel, der hier erschien: wer ihn gelesen hat, wird sich erinnern, dass ich nicht allzu begeistert war von dem kleinen Strolch. Die Brennerei im schottischen Alexandria hat - nun ja - einen etwas gemischten Ruf. Horst Lüning weist immer wieder gerne darauf hin, dass die Örtlichkeiten und das Ambiente dort ihm nicht gut gefallen haben (die Whiskys übrigens auch nicht). Angeblich gehört der Blue Label zu den in Deutschland am meisten verkauften Single Malts - falls das stimmt, dürfte auch der Kampfpreis von etwa 14,- EUR pro Flasche hier eine Rolle spielen. Und, bei Hergé-Afficionados, eventuell der Umstand, dass Tim und Struppis Kapitän Haddock gerne mal ein Gläschen Loch Lomond trinkt. Wobei ich hier sicherheitshalber anmerken möchte, dass das Produkt in den Comics nichts mit der realen Destillerie und ihren Produkten zu tun hat, da die Marke Loch Lomond jünger ist als der Beginn der Comicreihe. Jedenfalls fühlte ich mich nach der Verkostung des Loch Lomond so wie Kapitän Haddock in Tim und die Picaros, nachdem Professor Bienlein ihn erfolgreich von seiner Trunksucht geheilt hat. Never Again. Allerdings sagte meine Großmutter immer: Der Mensch denkt und Gott lenkt.

Und so erstand ich am Ende trotzdem eine Flasche Loch Lomond Peated. Warum? Weil Plattfuss doch eine Leidenschaft für torfige Whiskys entwickelt hat ... und ich deshalb einen getorften Single Malt für 19,99 EUR nicht stehenlassen konnte. Die Produktpolitik von Loch Lomond ist mir, ich gestehe es, etwas suspekt, da man sich anscheinend nicht sicher ist, welche Whiskys man eigentlich herstellt bzw. vermarkten will. Die Webseite der Firma ist da sehr verworren. Die Linie unter dem Namen Loch Lomond umfasst meines Wissens folgende Produkte: einen Single Blend ("Red Label") - die Bezeichnung Single Blend entspricht nicht den gesetzlichen Regularien, ist jedoch eine Eigenschöpfung der Firma, welche darauf hinweisen will, dass es sich hier um den seltenen Fall eines Blend handelt, der aus Malt- und Grain- Whiskys der selben Brennerei hergestellt wurde-, den regulären Single Malt ohne Altersangabe ("Blue Label"), einen 18jährigen sowie einen 21jährigen Single Malt (wenn man nach den Fotos geht, wohl beide als "Black Label" anzusprechen), wobei der 18jährige anscheinend exklusiv für den deutschen Markt hergestellt wurde (!), und zu guter (?) Letzt der Single Malt ohne Altersangabe aber mit Torf ("Green Label"). Die Verpackung ist, wie bei allen Loch Lomonds, recht aufwändig gestaltet, mit Glasprägung und allem Schnickschnack; die Grundfarbe ist, wie der Name schon sagt, Grün. 46 Volumenprozent Alkohol werden wohl einen starken Antritt garantieren, schätze ich. 



Das Produkt ist nicht kaltfiltriert. Im Glas scheint der Green Label sehr hell, wie frisches Stroh. Im Aroma wirkt er etwas eindimensional: Torfrauch, künstliche Untertöne, was sich auch im Geschmack bestätigt: Auf der Zunge ergibt sich nachstehende Abfolge: süß - scharf - torfig - Ende. Die Süße ist wenig klar bestimmbar, die Schärfe definitiv eine Ethanolschärfe. Der Abgang nicht der Rede wert: kurz, alter Aschenbecher. Nach einer Weile ein taubes Gefühl im Mund. Mit Wasser verdünnt etwas süßer, Faber Castell No 5 Holzbleistift. Die Luft tut ihm nicht gut: nach fünfminütigem Ventilieren bricht er im Kern zusammen. Alles in allem kein Labsal, besonders wenn man die Eigenwerbung damit vergleicht:
A wonderful fruity nose of pears and honey, a finely balanced taste of fruit and peat, but with a finish of smoke and peat to rival that of the finest Islay malts, for connoisseurs everywhere.
Von alledem habe ich nichts geschmeckt. Vielmehr ist der Peated für mich eine logische Fortsetzung des Blue Label: eindimensional, harsch. Beim einfachen Single Malt für 13,99 wollte ich noch nichts sagen, aber für knapp 20 EUR darf man, glaube ich, wirklich etwas mehr erwarten. Leider wirft Loch Lomond mit den Whiskys ohne Altersangabe nur so um sich: vielleicht sollte man ihnen einfach etwas mehr Reifezeit gönnen? Es juckt mich ja in den Fingern, mal den Loch Lomond 21 zu probieren, nur um zu sehen, ob es dann vielleicht besser wird ... aber dafür noch einmal Geld ausgeben? Ich fürchte, unsere zukünftige Beziehung wird sich eher in den Worten des bekannten schottischen Volksliedes beschreiben lassen:
But me and my true love will never meet again
on the bonnie, bonnie banks of Loch Lomond
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 15. Dezember 2011. Dann verkoste ich einen sehr bekannten Blend, den Teacher's Highland Cream.

Picture Credits: "Loch Lomond Peated": KRT


Montag, 5. Dezember 2011

Auf Kaperfahrt in der Hölle: Captain Blood Spiced

Ich bin sehr müde heute Morgen. Gestern Nacht war ich bei Plattfuss zu Hause und habe die Gelegenheit genutzt, mich mal wieder kreuz und quer durch seinen Barschrank zu testen. Unter anderem wartete da auch eine neue Rumspirituose (35% Vol), die von der Felix Rauter KG vertrieben wird und die wir vor etwa drei Wochen im örtlichen Kaufland entdeckten.

Rauter ist ja einer der ganz Großen in der Branche und importiert auch sehr bekannte Marken wie Captain Morgan und Sierra, mischt aber ebenfalls kräftig im Bereich der Eigenmarken mit - nicht immer ganz so erfolgreich wie mir scheinen will, nachdem ich schon einmal von ihrem La Mariba enttäuscht wurde. Aber schauen wir nicht auf das, was war, sondern auf das, was ist: Die Firma verkaufte bisher unter dem Label Captain Blood (alles, was heute als Rum neu auf den Markt kommt, muss anscheinend irgendwas mit "Captain" im Namen haben: Captain Morgan, Captain Blood, Captain Grand und - my favorite - Cap'n Jack) einen 73prozentigen Overproof Rum, ist aber mit dem Captain Blood Spiced (eben jener, welcher uns bei Kaufland in die Hände fiel) nun zuguterletzt auch noch selber auf den fahrenden Spiced-Zug aufgesprungen und verhökert ihr eigenes Produkt für 9,99 oder 10,99 im Einzelhandel. 


 
Captain Blood Spiced ist, da er nur 35% Vol Alkohol enthält, kein Rum sondern eine Spirituose auf Rumbasis (wie der Captain Morgan Spiced Gold übrigens auch). Das Etikett hätte man meines Erachtens etwas netter gestalten können; auf einem purpurfarbenen Untergrund (daher auch der interne Name Captain Blood Purple Label) eine recht lieblose Zeichnung des (fiktionalen) Freibeuters selbigen Namens. Naja, wenn alles Geld in den Rum gesteckt wurde, könnte man damit leben. Beim ersten Schnüffler entfaltet sich sofort ein sehr markantes, allerdings auch sehr künstlich wirkendes Aroma von Vanille, Honig und Pflaume. Im Geschmack ist der Captain Blood Spiced erstaunlich mild, mit einem kurzen Abgang und einer sehr, sehr intensiven Buttertoffee-Note. Außer der genannten buttrigen Vanille ist jedoch sonst überhaupt nichts zu erschmecken, auch der Abgang bleibt eindimensional vanillig. 

Der allergrößte Schock kommt aber, wenn  man versucht, das Produkt mit Cola zu mixen: für mich persönlich wurde es dadurch praktisch ungenießbar, für Plattfuss so halbwegs. Es schmeckt - und das ist kein Witz - penetrant nach Heumanns Bronchialtee mit viiieeel Honig. Auch mit Apfelsaft überhaupt nicht besser; wir taten uns schwer mit der Vertilgung der Reste. Meine einzige Erklärung für das Fiasko ist, dass die künstlichen Aromastoffe mit irgendwelchen anderen Aromastoffen in der Cola bzw. im Saft so unglücklich reagieren, dass etwas ganz Furchtbares dabei herauskommt. Also haben wir hier einen sehr seltenen Fall, nämlich dass ein sehr günstiges Produkt besser pur zu genießen ist (falls man sich nicht am starken Buttertoffeegeschmack stört), als Mixdrink jedoch überhaupt keinen guten Eindruck macht. Meistens ist es ja eher umgekehrt.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 10. Dezember 2011. Dann mit einer Verkostung des Loch Lomond Peated Single Malt (NAS).



Samstag, 3. Dezember 2011

Zwischendurch: Wie ich es liebe, Recht zu behalten

Vor einiger Zeit schlich ich im lokalen Edeka mal wieder um die Regale und merkte, dass da auf einmal ein neuer Bourbon stand: John B. Stetson, 42% Vol, etwa 19,- EUR pro Flasche. Etikett auf alt gemacht, Name nach dem Erfinder des Stetson-Hutes. Ach ja. Drollig. Ohne Angabe des Herstellers, Vertrieb durch Schwarze und Schlichte. Recht unergiebige Homepage. Adresse der Firma: 263 West 38th Street, New York City. Macht Euch mal den Spaß und schaut auf Google Maps, dann Street View. So stellt man sich das globale Hauptquartier von John B. Stetson vor. Und Doug Heffernan steht auch vor der Tür ... Naja, ist ja auch eine Briefkastenfirma

Egal. Die Flasche nahm ich für den Preis nicht mit und murmelte vergnügt Bardstown, Bardstown vor mich hin. Auf jeden Fall war ich dann ein paar Tage später in meiner Heimatbar und G. schoss stolz hinter dem Tresen hervor. Ein neuer Bourbon, mal probieren? John B. Stetson. Ich probierte also. Herb, etwas harsch. G. sauer: der ist doch nicht herb.  Du hast ja keine Ahnung. Doch, er erinnerte mich an etwas. Über ein anderes Produkt von denen habe ich schon geschrieben. Etwas weniger vergnügt murmelte ich wieder Bardstown, Bardstown. Und nun las ich neulich das neue Drinks. Und Bingo! John B. Stetson. Ein Produkt von Heaven Hill.


Ich bin gut.