Montag, 5. Dezember 2011

Auf Kaperfahrt in der Hölle: Captain Blood Spiced

Ich bin sehr müde heute Morgen. Gestern Nacht war ich bei Plattfuss zu Hause und habe die Gelegenheit genutzt, mich mal wieder kreuz und quer durch seinen Barschrank zu testen. Unter anderem wartete da auch eine neue Rumspirituose (35% Vol), die von der Felix Rauter KG vertrieben wird und die wir vor etwa drei Wochen im örtlichen Kaufland entdeckten.

Rauter ist ja einer der ganz Großen in der Branche und importiert auch sehr bekannte Marken wie Captain Morgan und Sierra, mischt aber ebenfalls kräftig im Bereich der Eigenmarken mit - nicht immer ganz so erfolgreich wie mir scheinen will, nachdem ich schon einmal von ihrem La Mariba enttäuscht wurde. Aber schauen wir nicht auf das, was war, sondern auf das, was ist: Die Firma verkaufte bisher unter dem Label Captain Blood (alles, was heute als Rum neu auf den Markt kommt, muss anscheinend irgendwas mit "Captain" im Namen haben: Captain Morgan, Captain Blood, Captain Grand und - my favorite - Cap'n Jack) einen 73prozentigen Overproof Rum, ist aber mit dem Captain Blood Spiced (eben jener, welcher uns bei Kaufland in die Hände fiel) nun zuguterletzt auch noch selber auf den fahrenden Spiced-Zug aufgesprungen und verhökert ihr eigenes Produkt für 9,99 oder 10,99 im Einzelhandel. 


 
Captain Blood Spiced ist, da er nur 35% Vol Alkohol enthält, kein Rum sondern eine Spirituose auf Rumbasis (wie der Captain Morgan Spiced Gold übrigens auch). Das Etikett hätte man meines Erachtens etwas netter gestalten können; auf einem purpurfarbenen Untergrund (daher auch der interne Name Captain Blood Purple Label) eine recht lieblose Zeichnung des (fiktionalen) Freibeuters selbigen Namens. Naja, wenn alles Geld in den Rum gesteckt wurde, könnte man damit leben. Beim ersten Schnüffler entfaltet sich sofort ein sehr markantes, allerdings auch sehr künstlich wirkendes Aroma von Vanille, Honig und Pflaume. Im Geschmack ist der Captain Blood Spiced erstaunlich mild, mit einem kurzen Abgang und einer sehr, sehr intensiven Buttertoffee-Note. Außer der genannten buttrigen Vanille ist jedoch sonst überhaupt nichts zu erschmecken, auch der Abgang bleibt eindimensional vanillig. 

Der allergrößte Schock kommt aber, wenn  man versucht, das Produkt mit Cola zu mixen: für mich persönlich wurde es dadurch praktisch ungenießbar, für Plattfuss so halbwegs. Es schmeckt - und das ist kein Witz - penetrant nach Heumanns Bronchialtee mit viiieeel Honig. Auch mit Apfelsaft überhaupt nicht besser; wir taten uns schwer mit der Vertilgung der Reste. Meine einzige Erklärung für das Fiasko ist, dass die künstlichen Aromastoffe mit irgendwelchen anderen Aromastoffen in der Cola bzw. im Saft so unglücklich reagieren, dass etwas ganz Furchtbares dabei herauskommt. Also haben wir hier einen sehr seltenen Fall, nämlich dass ein sehr günstiges Produkt besser pur zu genießen ist (falls man sich nicht am starken Buttertoffeegeschmack stört), als Mixdrink jedoch überhaupt keinen guten Eindruck macht. Meistens ist es ja eher umgekehrt.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 10. Dezember 2011. Dann mit einer Verkostung des Loch Lomond Peated Single Malt (NAS).



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