Samstag, 1. Dezember 2012

Sind so kleine Biere, Teil VIII: De Leckere

Vom Auftritt und vom eigenen Anspruch her ist mir die Brauerei De Leckere in Utrecht auf Anhieb sympathisch: ein relativ junges Unternehmen, nette Webseite, optisch ansprechend gestaltete Produkte ... sowas sehe ich halt gern. Und darum dachte ich mir, dass Plattfuss und ich bei unserer nächsten Einkaufstour nach Enschede auch mal wieder beim Mitra reinspringen und ein oder zwei Fläschchen käuflich erwerben sollten. 

De Leckere sitzt, wie oben gesagt, in der wunderschönen Stadt Utrecht. Die kleine Brauerei begann, wie so einige Mikrobrauereien, als gemeinschaftliche Idee einer Gruppe von Gleichgesinnten. 1997 startete die Produktion und 2001 hat man in einem Vorort der Stadt neue Gebäude bezogen. Die Firma ist stolz auf die gesellschaftliche Verantwortung, die sie unter anderem im Bereich des Umweltschutzes übernommen hat, und legt Wert darauf, dass alle ihre Produkte "100 Prozent Bio und handwerklich gebraut sind". Darüber hinaus ist beabsichtigt, die Herstellungs- und Transportprozesse im Hinblick auf die Klimaneutralität zu verbessern. Weiterhin unterstützt die Brauerei verschiedene soziale Programme, unter anderem eine Initiative für körperlich und/oder geistig behinderte Künstler. Sehr lobenswert, all das ... gibt einem so ein wohliges, warmes Gefühl, wenn man mit seinem Bierkonsum so etwas noch fördern kann. Ganz, ganz klein ist De Leckere nun also nicht, es wird ein relativ umfangreiches Portfolio vor dem Konsumenten ausgebreitet: Da gibt es Pilsener, Bockbier, Tripel, Blond, und und und. Außerdem braut man auch Bier für Handels- und Privatmarken, entweder nach eigenem oder Kundenrezept. Was ich besonders interessant finde, ist, dass man auch hier den Weg beschreitet, alte und überlieferte Bierrezepturen neu aufzulegen - eines der heute verkosteten Biere stammt ursprünglich aus dem späten Mittelalter. Ausgewählt für unser Tasting haben wir drei ganz verschiedene Sorten, die jedoch im Alkoholgehalt einigermaßen nahe beieinander liegen.



Bild: TAQ

Paulus (7,5% Vol.)

Art und Herkunft: Obergäriges Mehrkorn-Abteibier, basierend auf einer Rezeptur von 1433.

Aussehen und Aroma: Natürlich recht trübe da obergärig, wie trübes Weißbier. Geruchlich sehr fruchtig, es kommt viel Hefe durch.

Geschmack: Ein sehr mächtiges Mundgefühl, im Geschmack zeigen sich säuerliche, leicht fruchtige Obertöne. Diese fallen ab dem Mittelteil stark ab und hinterlassen einen etwas schalen Eindruck.

Abgang: Sehr kurz.

Fazit: Ein relativ leicht zu trinkendes Bier, allerdings ziehe ich wirklich einige Punkte für den schal-faden Mittellauf ab.

Razende Swaen (8,0% Vol.)

Art und Herkunft: Tripel (Strong Pale Ale), "inspiriert von zwei mittelalterlichen Brauereien aus Utrecht".

Aussehen und Aroma: Sehr trübe, dunkelgelb mit einem Rotstich. Wenig los beim Aroma, etwas Orangenschale.

Geschmack: Wenig definierbar, sehr malzschwer. Es kommen fruchtige Noten durch (Banane?).

Abgang: Definitiv länger als beim Paulus, jedoch leider sehr dominant labbrig, ins Schweflig-Faulige tendierend.

Fazit: Der Abgang und der Nachgeschmack haben mir nicht gefallen. Ansonsten etwas eindimensional schwer.

Blauwe Bijl (10,0% Vol.)

Art und Herkunft: Zwaar Speciaal (Starkbier), Name ebenfalls von einer alten örtlichen Brauerei.

Aussehen und Aroma: Gleichfalls trüb, dunkler Bernstein. In der Nase extrem malzig, ins metallisch-rostige gehend.

Geschmack: Die malzige Süße schlägt auch hier voll durch, sonst ist wenig zu erschmecken. Wie ein schweres Malzbier mit ordentlich Umdrehungen.

Abgang: Kurz und ebenfalls malzig, ein paar kleinere Bitternoten zum Schluss.

Fazit: Das Blaue Beil ist ziemlich eindeutig auf Schwere ausgerichtet und ersetzt vom Gefühl her eine kleine Mahlzeit. Nicht unangenehm ... wer es süß mag, kommt hier auf seine Kosten. Wahrscheinlich nichts für den ganzen Abend.

Gesamtfazit: De Leckere hat noch sechs weitere eigene Biere im Sortiment - da müsste also eigentlich auch noch etwas für mich dabei sein. Bei der hier vorgestellten Auswahl habe ich mich allerdings wohl vergriffen. So richtig überzeugt hat mich von den dreien keines; der Rasende Schwan fällt bei mir persönlich leider durch. Bevorzugen würde ich im Zweifelsfall das Blaue Beil, in einigem Abstand gefolgt vom Paulus.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 8. Dezember 2012.




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