Samstag, 10. August 2013

Clynelish 14 J. (1997/2011) Whisky & Cigars 359/389 (46% Vol.)

Den heutigen Whisky brachte mir meine Frau vor gut einem Jahr aus Berlin mit, aus dem Hause Whisky & Cigars in der Sophienstraße (Toplage!). Wie ich damals in diesem (allgemein gehaltenen und auf verschiedene Beispiele bezogenen) Beitrag beschrieben habe, war ich vom Service bzw. der Kommunikation des Ladens weniger beeindruckt, nicht nur wegen der klaren Fehlinformation, die meiner Frau beim Einkauf gegeben wurde (es war das Stichwort Islay gefallen) sondern auch wegen der (damals vorhandenen) Fehlinformation auf der Webseite (Speyside stand da, was natürlich auch nicht richtig ist). Aber de hoc satis, wie der Lateiner sagt. Der von Whisky & Cigars (W&C) abgefüllte Clynelish war auf 389 Flaschen beschränkt, von diesen erhielt ich die Nummer 359. Insofern ist auch die Info auf der Webseite obsolet geworden und wir können uns dem guten Tropfen selbst widmen. Gekostet hat er damals ganze 57,- EUR, was ein durchaus ... hmmm ... ambitionierter Preis ist, denn Flaschen des selben Alters von anderen bzw. vom Originalabfüller gehen für etwa einen Zwanziger weniger über den Ladentisch.

Da wir jetzt erst einmal über die Destillerie sprechen, ist zunächst eine kleine Begriffsklärung nötig. Wenn man in verschiedenen Whiskylexika  nachschlägt, findet sich manchmal der Eintrag Brora/Clynelish - und damit hat es folgende Bewandtnis: Die ursprüngliche Brennerei Clynelish (was man übrigens ungefähr so ausspricht, als ob ein Franzose das deutsche Wort kleinlich sagt) wurde bereits 1819 gegründet und fällt so in den großen Aufschwung des schottischen Whiskys Anfang des 19. Jahrhunderts. Bis Ende der Sechziger Jahre (des 20. Jahrhunderts) produzierte man so lustig vor sich hin, bis die damaligen Besitzer aufgrund einer notwendigen Kapazitätsanpassung auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine neue, moderne Destillerie errichteten. Eine Zeitlang wurden die alten Produktionsstätten stillgelegt, später aber wieder in Betrieb genommen ... und beide Brennereien produzierten dann eine Weile nebeneinander her - beide unter dem Namen Clynelish. Das ging natürlich nicht auf Dauer so weiter, daher wurde die "alte" Clynelish unter dem Namen Brora fortgeführt. Diese ging dann 1983 endgültig den Weg allen Irdischen und nur die "neue" Clynelish blieb übrig. Heute - nebenbei bemerkt - unter dem Dach von Diageo, wo sie einen Teil der Classic Malts-Serie bildet und dementsprechend auch über deren Webseite malts.com vermarktet wird. Sowohl der Clynelish als auch deren alter Schwester Brora sagt man eine gewisse maritime Torfigkeit nach, die Malts von Brora sollen allerdings die torfigeren gewesen sein.

Die heute verkostete Abfüllung wurde 1997 gebrannt und 2011 auf Flaschen gezogen. Sie ist nicht gefärbt und nicht kaltfiltriert.

Bild: TAQ

Art und Herkunft: Single Malt, Highlands (Northern)

Aussehen und Aroma: Sehr hell, blühende Weizengarben. Ein intensives, leicht rauchig überhauchtes Aroma von Birnen und reifen Trauben. Eventuell Rosenblüten?

Geschmack: Prickelt zuerst auf der Zunge. Vollsüß, nur dezenter Torfrauch. Orangenschale und Zimt, sehr deutlich.

Abgang: Lang und trocken, dunkle Herrenschokolade.

Fazit/Tipp: Durch die vorsichtige Zugabe von Wasser wird der Clynelish noch etwas milder und das Birnenaroma findet sich dann auch im Geschmack. Insgesamt - so muss ich sagen - war der 14jährige von W&C ein sehr gut komponierter und intensiver Malt, den ich allerdings weniger maritim als vielmehr weihnachtlich fand. Den Preis von 57,- halte ich in der Rückschau zwar immer noch für etwas zu hoch; habe die Anschaffung aber nicht bedauert und jeden Tropfen sehr gerne gehabt. Leider mittlerweile wohl vergriffen.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 17. August 2013.




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