Samstag, 19. Juli 2014

Was das 1. Osnabrücker Bierfest an Flüssigkeit hergab

Oder: die Erinnerungen an den ausgeschenkten Gerstensaft

Zunächst einmal muss ich leider gestehen, dass wir nicht von allen verkosteten Bieren auch Geschmacksnotizen mit nach Hause nehmen konnten. Ganz innovativ hatte ich ab dem Zeitpunkt, ab dem das Schreiben schwer fiel, natürlich aufgrund des Platzmangels und nicht wegen der nachlassenden Hand-Augen-Koordination, unsere Eindrücke auf einem Voicerecorder festgehalten. Doch waren diese Aufnahmen im Nachhinein nicht zu verstehen.

Da uns ja bekanntlich die belgischen Biere bereits sehr vertraut sind, haben wir uns mal an die Exoten rangewagt. So haben wir am "Haus der 131 Biere" ein Australian Crocodile und ein Malaza geordert.

Australian Crocodile:
Laut Hersteller, das ist die Bayron Bay Beer Company, soll dieses dunkle Starkbier mit nur 6,5% ein liebliches Aroma mit Andeutungen von geröstetem Malz und Karamell aufweisen. Nach einer leichten Süße soll eine milde Hopfennote erkennbar sein
Naja, im ersten Moment schmeckte ich nur...... Blechtank. Etwas unangenehm. Zum Glück verflog der Geschmack aber schnell und mit einem hopfigen Abgang verließ das Gebräu meinen Gaumen.



Bild: Plattfuss


Malaza:
Ein Bier der Geyer-Bräu aus Madagaskar. Übersetzt bedeutet Malaza = berühmt - wofür auch immer das stehen soll.... Die Besonderheit dieses naturtrüben Weißbieres ist die Zugabe von Mango und Baobab (=Affenbrotbaum). Ob es sich hier um natürliche oder künstliche Zusätze handelt, ist nicht herauszufinden.
Nach dem ersten Schluck, der einem das Gefühl vermittelt, man habe in ein Stück Seife gebissen, zeigt sich das Bier recht erfrischend und neutral.
Diese beiden Biere werden zu meiner Verwunderung unter Lizenz bei der Brauerei Strubbe in Belgien hergestellt. Der Vertrieb in Deutschland erfolgt nur über nicht einmal eine Handvoll Onlineshops.

Avilys Honey Beer:
Auf der Website der Erzeuger ist dieses Bier nicht gesondert aufgelistet, bzw. beschrieben. Einzig im angehörigen Restaurant wird das Avilys Honey Beer in einem "Hot Beer Grog" neben Honig und einer Scheibe Zitrone untergemischt. Den vermeintlichen Honiggeschmack suchte ich in diesem Bier vergeblich. Viel mehr waren ausgeprägte Zitronen- und Orangenaromen zu schmecken - nicht schlecht. Aber ein bisschen so, als wenn man ne Coke bestellt und diese nach Cappuccino schmeckt.

O'Haras Irish Stout:
Zu recht gewann diese Bier schon mehrere Preise. Erst seit 1999 auf dem Markt, ist dieses Stout das Flaggschiff der Carlow Brewing Company, welche von einer irischen Familie seit dem Jahr 1996 geführt wird. Mit einer ausgewogenen Balance zwischen Kaffee- und Mocca-Aromen ist es dabei eher mild, wie ein Eiscafe. Mein Favorit unter den getesteten Bieren! Die angeschlossen Kneipe im Herzen von Kilkenny -

"Brewery Corner is Kilkenny’s first dedicated craft beer pub and Ireland’s only pub to serve exclusively Irish craft beer on tap. We are delighted to have been voted Ireland’s “Craft Beer Bar of the Year 2013″, less than 6 months after opening" (O-Ton Carlow Brewing)


Quelle: www.carlowbrewing.com


- muss ich besuchen, wenn/sobald ich noch einmal nach Irland komme!

Brahma:
Ein brasilianisches, in Sao Paulo hergestelltes Bier mit leichten 4,3%. Ein frisches, süffiges Bier ohne großen Nachgeschmack. Wie der Hersteller selbst sagt: "leicht und bekömmlich".

Neuzeller Kloster Bräu Kirschbier:
Dies soll durch seinen fruchtigen Geschmack, der den Gaumen mit der Frische von reifen Kirschen verwöhnt, bestechen. Naja, herausgegeben wurde es an mich handwarm in einem 0,5l "Fläschchen". Da es mit Kirschmuttersaft und Invertzuckersirup versetzt ist, überraschte mich der aufdringliche Unterton von künstlichem Kirschsirup nicht allzusehr. Ich muss dem Bier aber noch mal die Chance einräumen, gut gekühlt meinen Zunge streicheln zu dürfen...

Camba Bavaria Pale Ale:
Welch ein Labsal nach dem letzten Bier! Unfiltriertes, helles Alebier, rein obergärige Bierhefe, exotische Fruchtaromen mit blumiger Hopfennote. Hier hat Camba nicht zu viel versprochen! Frisch und fruchtig kommt dieses, in offenen Gärbottichen zur Hauptgärung gelagerte, Bier daher. Mit 5,2 % Alkohol und einer Stammwürze von 12,1% angenehm zu trinken. 

Hofstetten Pale Ale Honigbier:
Als Hochland-Honigbier aus St. Martin in Österreich sollte dieses bei 10 bis 12 Grad getrunken werden. Das klappte, leider war der Standbetreiber zu geizig, die empfohlenen speziellen Hochland Honiggläser mitzubringen. Die sehr große Halsweite der Gläser sollte der Honignote bei viel Kontakt zur Luft Entwicklung verschaffen. Getrunken aus einer Biertulpe konnte man dezente Honigmelone erahnen. Dem trockenen Mundgefühl folgte ein rascher Abgang. Es täte dem Bier vielleicht gut, von 6,2 % Alkohol etwas runterzugehen, um dem Hauptbestandteil etwas dominanter werden zu lassen...

Fuller's Old Winter Ale:
Trocken, stoutähnlich, bekömmlich. So habe ich es empfunden. Für mich als Guinness-Freund sehr ansprechend. Den süßen, nussigen Charakter konnte ich wiederfinden. Ebenso schmeckt man die sorgfältige ausgewählten Hopfensorten (Challenger und Northdown - Hopfen). Sehr gelungen! Leider nicht das ganze Jahr über erhältlich.

Hoppla! Ein Kriekenbier, welches wir bisher nicht kannten, bzw. getrunken hatten - 

Kriek Lambic aus dem Hause Strubbe:
Hergestellt aus einem Lambiek, welches auch zur Produktion von Geuze und Faro eingesetzt wird. Wir haben uns also auf den sauren, ja fast furzigen Nebengeschmack eingestellt. Doch kam es ganz anders. Jenes Kirschbier ließ geschmacklich so gar nicht darauf schließen, dass Lambic beinhaltet war. Glücklicherweise ohne Zusatz von Süßstoffen kam die leichte, aber spürbare Kirschnote durch. Ein sehr angenehmes Kriek, von dem man auch mal zwei oder Flaschen trinken kann; hat aber kriekuntypische 5%.

Weder das Kriek Lambic, noch die unter Lizenz gebrauten ausländischen Biere aus Micro-Brauerein, die bei Strubbe hergestellt werden, tauchen in deren Produktportfolio auf.
Und, wer hätte das im 21. Jahrhundert vermutet, haben längst nicht alle Brauereien eine Homepage.
Das war's vorerst. Von den restlichen Bieren existieren, wie bereits in der Einleitung erwähnt, leider keine Aufzeichnungen mehr. Ein Grund mehr für uns, das nächste Jahr aufs 2. Osnabrücker Bierfest zu gehen!

(Angaben zu den Bieren sind den jeweiligen Hersteller-, bzw. Vertreiber-Seiten entnommen)

- Euer Plattfuss 


Der nächste planmäßige Artikel erscheint am 26.07.2014.




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