Samstag, 18. Oktober 2014

Millstone Peated 5 J. (40% Vol.)

Wenn die Belgier Whisky brennen dürfen - wir haben es ja bereits mal angesprochen - dann werden es ihre nördlichen Nachbarn (nicht die Belgier, sondern die Niederländer sprechen gerne von den Nachbarländern als den buren - den Nachbarn. So werden die Deutschen zu den Oosterburen, den östlichen Nachbarn, und die Belgier zu den Zuiderburen, den südlichen Nachbarn) wohl auch dürfen und können. Und tatsächlich gibt es in den Niederlanden nicht nur einen, nein, mindestens drei Whiskys heimischer Herstellung. Da wäre zunächst einmal die Brennerei Us Heit mit dem Frysk Hynder. Wie der Name schon suggeriert, ein friesisches Produkt. Weiterhin der John White Blend von Rutte und eben der heute vorgestellte Millstone von Zuidam.

Zunächst war die Destillerie, die 1975 als Familienunternehmen gegründet wurde, gar nicht mit Whisky beschäftigt, sondern konzentrierte sich mehr auf traditionell niederländische Schnäpse und Liköre, wie etwa Genever (oder auch Jenever) - von einem eben solchen aus diesem Hause wird in einem späteren Beitrag noch einmal die Rede sein. Dies war auch naheliegend, denn der Stammvater des Hauses, Fred Zuidam, hatte zuvor zwanzig Jahre lang für de Kuyper gearbeitet und natürlich auch das Handwerk von der Pike auf gelernt. Heute steht die Brennerei immer noch im schönen Baarle-Nassau, welches an sich schon ein recht interessantes Örtchen ist, denn es handelt sich um eine Art "Doppeldorf", durch das mittenmang die Grenze zwischen den Niederlanden und Belgien verläuft - die belgische Seite heißt übrigens Baarle-Hertog. Hier begann Fred, wie gesagt, mit ein paar gebrauchten Brennblasen und einer kleinen Produktionslinie. In den Neunzigern wurde kurzzeitig sogar Wodka hergestellt. Heute umfasst das Firmenportfolio einige Liköre, Jenever, Rum und eben eine kleine Reihe Whiskys unter dem Namen Millstone, die zuerst 2007 auf den Markt kam. Hiervon gibt es einen Standard ohne Altersangabe, einen French Oak und einen American Oak (beide acht Jahre) und eben den Peated (fünf Jahre alt). Darüber hinaus verkaufen sie noch einen Roggenwhisky, der aber einfach nur Dutch Rye heißt.


Die Millstones jedenfalls werden alle in kupfernen pot stills gebrannt (Zweifachdestillation). Die gemälzte Gerste, die man dafür benötigt - darauf ist Zuidam stolz - wird ganz altertümlich in Windmühlen gemahlen. Reifen tut der Whisky zunächst auch stets in Fässern aus Weißeiche. Die Flaschen der getorften Edition sind nicht nur durchnummeriert (meine war die 295), es wird auch angegeben, aus welchen Fässern das Vatting gemacht wurde (hier: 621, 672, 673). Die Etiketten werden übrigens auch immer noch im Hause selbst entworfen. Eine Flasche ist leider nicht ganz billig; so knapp unter 60,- EUR muss man so gut wie immer hinlegen.



Art und Herkunft: Single Malt, Niederlande (Nordbrabant)

Aussehen und Aroma: Hellgolden. Der Geruch ist blumig und fruchtig. Trauben. Maiglöckchen. Frisches Holz, etwas Pfeffer. Nur ganz leichter Rauch. Honig?

Geschmack: Sehr weich und sanft. Süßer Honig oder Grafschafter Goldsirup. Nur wenige würzige Noten. Meersalz. Etwas Weißwein?

Abgang: Lang und warm. Trocken.

Fazit/Tipp: Ein sehr angenehmer, sehr gut gebrannter Whisky, der den Vergleich mit einem Produkt aus Schottland, insbesondere aus der Speyside, nicht zu scheuen braucht. Torf ... Torf findet man allerdings, trotz des Namens, nur dezent im Hintergrund. Der Zusatz von Wasser lohnt sich nicht wirklich.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 25. Oktober 2014.

- Euer Tomas Aquinas


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