Samstag, 14. März 2015

Janneau Grand Armagnac VSOP 7 J. (40% Vol.)

Vor etwa anderthalb Jahren hatte ich schon einmal einen französischen Weinbrand - damals einen Cognac - in der Verkostung und damals schrieb ich, der Armagnac sei sein sehr naher aber etwas in den Hintergrund geratener Verwandter. Tatsächlich ist er auch der Ältere von beiden, denn Cognac wird erst seit dem 17. Jahrhundert hergestellt, der Armagnac jedoch wird bereits im Text eines Mönchs aus dem Jahre 1310 erwähnt. Er darf damit als die älteste schriftlich belegte französische Spirituose gelten. Warum er also heutzutage weniger bekannt ist als der Cognac? Manche sagen, es läge daran, dass vom Armagnac viel weniger hergestellt wird als vom Cognac und dass er deshalb auch weniger oft im Regal anzutreffen sei. Andere behaupten, der Armagnac habe sich in den Jahren nach 1945, als die Qualität eine Zeit lang nachließ, einen schlechten Ruf erworben. Wie dem auch sei: die Webseite der Armagnacproduzenten bietet ausführliche Informationen zu diesem Weinbrand (auf Französisch oder Englisch) und ich kann jedem Interessierten nur einen kleinen Besuch empfehlen. An dieser Stelle beschränke ich mich daher auf die Zusammenfassung der wichtigsten Herstellungsmerkmale.

Sowohl der Armagnac als auch der Cognac werden aus Weißwein hergestellt. Die Brände lagern jeweils mehrere Jahre in Eichenfässern und werden (meistens) zum Schluss aus mehreren Jahrgängen verschnitten (man nennt dies marriage, Verheiratung). Sowohl Armagnac als auch Cognac sind geschützte Herkunftsbezeichnungen, wobei der Erstere aus dem Süden Frankreichs, nämlich aus der Gascogne, stammt. Für seine Herstellung sind nur zehn Traubensorten zugelassen und das Gebiet Armagnac teilt sich in drei Unterregionen auf: Bas-Armagnac, Ténarèze und Haut-Armagnac. Ein zentraler Unterschied zum Herstellungsprozess des Cognac ergibt sich daraus, dass Armagnac traditionell nur einfach destilliert wird. Hierbei wird kontinuierliche Destillation eingesetzt. Da dies mein erster Versuch mit Armagnac war, musste ich mich beim Kauf wieder einmal auf die Erfahrungen Anderer und meinen Instinkt verlassen. Ich entschied mich dann für ein Produkt eines bekannten Herstellers, welches weder zu teuer noch zu billig war (ich habe für die Flasche, die in einer sehr schönen Metalltube kommt, etwa 28,- EUR ausgegeben).

Die Firma Janneau wurde bereits 1861 in der Stadt Condom (ja, ich musste auch schmunzeln) gegründet und befindet sich heute immer noch bzw. wieder in Familienbesitz, allerdings nicht im Besitz der Gründerfamilie. Mithin gehören Produkte der Firma zur Herkunftsunterregion Ténarèze. Ein herausragendes Merkmal des Hauses ist, dass die Armagnacs - anders als üblich und oben beschrieben - zweifach destilliert werden. Diese Methode wurde bereits im Jahr 1972 eingeführt. Die Lagerung erfolgt in den firmeneigenen Kellern. Der heute verkostete Tropfen wird als VSOP (Very Superior Old Pale) bezeichnet, muss also mindestens fünf Jahre (tatsächlich ist es ein Siebenjähriger) gereift sein. Das Firmenportfolio ist recht umfangreich, es werden verschiedene Jahrgänge und auch "Single Casks" (wie man bei Whisky sagen würde) angepriesen. Der hier besprochene VSOP ist in dieser Ausstattung auf der Webseite nicht mehr zu sehen. Entweder wird er nicht mehr beworben oder er wurde durch den neuen VSOP Audace ersetzt.

Art und Herkunft: Armagnac, Frankreich

Besonderheiten: zweifach destilliert

Aussehen und Aroma: Heller Bernstein oder Akazienhonig. Im Geruch relativ viel Obst: Trockenpflaume, Banane, Birne. Das Holz kommt spürbar durch.

Geschmack: Sehr süß und ziemlich weich. Etwas künstliches Vanillin. Crème brûlée und Mandelcreme. Schokolade und Haselnüsse. Eine leichte Schärfe.

Abgang: Relativ lang und wärmer, aber nicht viel trockener werdend.

Fazit/Tipp: Ein wirklich sehr gutes Produkt und für den Preis fast ein Muss, wenn man einen französischen Weinbrand im Hause haben will. Ich trinke ihn mittlerweile sehr gerne zum Kaffee. Kaum Ecken und Kanten, die ihn ungefällig machen könnten.

Der nächste planmäßige Artikel erscheint am 21. März 2015.

- Euer Tomas Aquinas


Keine Kommentare: