Samstag, 12. September 2015

Sind so kleine Biere, Teil XXVI: Zatte vs Natte (Brouwerij 't IJ, Amsterdam)

Weltstädte sind nicht immer schön. Wer schon einmal etwa in Mexico City gewesen ist, wird das bestätigen können. Auch Amsterdam, von dem heute im weiteren Sinne die Rede sein wird, findet sich zum Beispiel, auch wenn es sehr charmante Ecken hat, nicht unbedingt in meiner Top Ten-Liste der Lieblingsorte wieder. Aber was meines Erachtens eine Weltstadt zu einer Weltstadt macht, ist erstens ein gewisses Flair, ein je ne sais quoi , eine Atmosphäre. Zweitens eine Art Zukunftsoption auf Glück und Erfolg und natürlich auch Geld; das Versprechen, dass man, wie Sinatra es sang, es überall schaffen kann, wenn man es hier schafft.

Ähnliche Gedanken beseelten 1985 vielleicht auch Kaspar Peterson (von der damals in den Niederlanden sehr beliebten Band Drukwerk), als er beschloss, in einem der notorischen besetzten Häuser in der niederländischen Hauptstadt eine kleine Brauerei zu gründen, in der er Biere herstellen wollte, die im Stil den belgischen Bieren ähnelten, welche er auf seinen Konzertreisen kennen und schätzen gelernt hatte. Die (illegale) "Hausbrauerei" war aber sehr bald schon zu klein für Petersons Bedürfnisse und so fand er nach einiger Zeit neue Räumlichkeiten in einer ehemaligen städtischen Badeanstalt. Ungefähr um die Jahrtausendwende hatte er dann das Gefühl, etwas anderes machen zu müssen und verkaufte seine mittlerweile gut laufende Firma an zwei gleichgesinnte Geschäftsleute. Seit 2013 gibt es auch einen zweiten Standort in der Stadt, denn die alten Anlagen konnten der Nachfrage nicht mehr alleine Herr werden.

Heute beträgt der jährliche Ausstoß der Brauerei 't IJ (die übrigens nach dem gleichnamigen See im Norden Amsterdams benannt ist) knapp 10.000 Hektoliter Bier, die sich auf einige Stammsorten (die heute vorgestellten Natte und Zatte sowie ein IPA, ein Weizenbier und noch ein paar andere) aber auch saisonale Produkte und "Gelegenheitsbiere" verteilen. Ein paar der Standardsorten tragen das Label "biologisch", wurden also mit rein biologisch angebauten Zutaten gebraut.

Natte (6,5% Vol.)

Art und Herkunft: Dubbel, Niederlande (Nordholland)

Besonderheiten: Zutaten aus biologischem Anbau, nicht pasteurisiert, nicht gefiltert.

Aussehen und Aroma: Dunkelrotbraun. Leichte Röstaromen und Kakao (dieser alte Schulkakao aus der Plastikflasche), malzig.

Geschmack: Wieder geröstetes Getreide, mehr Kaffee. Etwas flach. Auch eine leicht fruchtig-faulige Note. Überreife Honigmelone?

Abgang: Kurz bis mittel. Leicht metallischer Nachgeschmack.

Fazit/Tipp: Ich bin eh kein besonders großer Fan von Dubbels und für das Natte brauche ich auch keine Ausnahme zu machen. Es ist zwar nicht schlecht, ich finde es aber irgendwie zu fade.


Zatte (8% Vol.)

Art und Herkunft: Tripel, Niederlande (Nordholland)

Besonderheiten: Zutaten aus biologischem Anbau, nicht pasteurisiert, nicht gefiltert. Das erste Bier, das überhaupt von der Brauerei hergestellt wurde.

Aussehen und Aroma: Goldgelb und trüb. Keine nennenswerte Krone. Trockener Geruch. Hefe. Cidre? Frische Sägespäne.

Geschmack: Malzig und süßlich. Brotteig. Auf der Zungenspitze ziemlich fruchtig. Mango. Spritzig.

Abgang: Mittel und etwas fruchtiger. Zum Schluss leicht schweflig.

Fazit/Tipp: Plattfuß fand es "etwas komisch". Ich dagegen hatte wieder diese fruchtige Fauligkeit (oder faulige Fruchtigkeit) im Mund. Für 8° erstaunlich leicht.

Gesamtfazit: Diese fruchtig-reife-schweflige Note könnte durchaus sowas wie der Hausstil von 't IJ sein. Beide Biere werden wohl eher keine Favoriten von mir; das Zatte finde ich aber trotzdem etwas ausgewogener und bekömmlicher.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 19. September 2015.

- Euer Tomas Aquinas


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