Samstag, 6. Februar 2016

Glengoyne 10 J. (40% Vol.)

Burns Night fiel dieses Jahr etwas ungünstig: auf einen Montag. Schwierig, sich kiloweise Haggis, Neeps und Tatties einzufüllen und dazu noch literweise Whisky zu konsumieren, wenn man am nächsten Tag wieder arbeiten muss. Auf allgemeinen Beschluss wurden die Festivitäten darum auf den 30. Januar verlegt. Von Weihnachten her hatte ich noch die ungeöffnete Flasche Glengoyne, die wir nun zu dieser besonderen Gelegenheit köpfen wollten. Zu Ehren von Robert Burns wollten wir außerdem wieder einmal das tun, was wir lange nicht getan hatten: den Whisky zweimal verkosten, einmal vor und einmal nach dem Essen.

Die Glengoyne gehört nunmehr seit 13 Jahren dem unabhängigen Abfüller Ian MacLeod (IML), über den ich schon bei verschiedenen Gelegenheiten berichtet habe, unter anderem hier. Vorher befand die Brennerei sich mehr als hundert Jahre (sie wurde ursprünglich 1833 gegründet) im Besitz der Familie Lang, nach der auch immer noch ein bekannter Blended Scotch von IML (der als Lead Whisky denn auch Glengoyne enthält) benannt ist. Die Standardabfüllungen der Destillerie umfassen zur Zeit die Altersstufen NAS Cask Strength (58,7 Umdrehungen), 10, 12, 15, 18, 21 und 25. Darüber hinaus gibt es noch einige Sondereditionen, unter anderem vom Sherryfass. Glengoyne ist bekannt dafür, überhaupt keinen Rauch aufzuweisen; auf der Flasche ist auch ausdrücklich vermerkt, dass keinerlei Torf zum Darren verwendet wurde. Der Zehnjährige ist für einen Single Malt mit gutem Ruf sehr günstig. Man findet ihn regelmäßig noch für unter 30,- EUR, auch in gut sortierten Supermärkten. Unsere Flasche haben wir für 28,99 bei Kaufland erstanden.



Art und Herkunft: Single Malt, Highlands (je nach Quelle Western oder Southern)

Besonderheiten: ohne Farbstoff

Aussehen und Aroma: Hellgolden mit einem nussbraunen Einschlag. Beim ersten Nosing (vor dem Essen) ein sehr starkes Apfelaroma (Granny Smith) und Nüsse, eventuell Macadamia oder Haselnüsse. Die von Brennereiseite versprochene Toffeenote finde ich nicht, dafür eher so etwas wie warme Maronen. Beim zweiten Nosing (nach dem Essen) immer noch viel Apfel, aber auch deutliche Vanille. Plattfuss fand ihn jetzt im Geruch "spritiger".

Geschmack: Sehr scharf im Antritt beim ersten Tasting. Der Gaumen beruhigt sich nach einer Weile. Sehr trocken und holzig. Die Apfelaromen sind noch spürbar. Die ebenfalls versprochene "malzige Süße" bleibt jedoch (leider) sehr dezent. Zweites Tasting: Weniger trocken aber immer noch ziemlich ruppig. Sensorisch gesehen ist er mit ordentlich Fett auf der Zunge deutlich üppiger. Immer noch Äpfel.

Abgang: Beide Male eher kurz, beim ersten Versuch jedoch mit noch deutlich härterem Nachbrenner.

Fazit/Tipp: Man merkt diesem Single Malt sein jugendliches Alter leider etwas ungünstig an. Auf nüchternen Magen ist er im Geschmack zu wenig ausdrucksstark, um die alkoholisch-scharfen Ausbrüche zu kompensieren. Als Digestif ist er deutlich besser geeignet, aber immer noch recht forsch. Zugabe von Wasser mildert die Schärfe etwas, neue Aromen werden jedoch nicht erschlossen. Für den Preis absolut in Ordnung. Eine emphatische Kaufempfehlung möchte ich aber dennoch nicht unbedingt aussprechen.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint erst in zwei Wochen, am 20. Februar 2016, weil die Redaktion nächste Woche an der Whisky Spring in Schwetzingen teilnimmt.

- Euer Tomas Aquinas

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