Sonntag, 22. Januar 2017

Sind so kleine Biere, Teil XLIII: Kehrwieder Elbe Gose (4,7% Vol.)

Wenn man auf der Wikipedia unter dem Lemma Gose nachschlägt, so findet man recht schnell die Behauptung, diese Biersorte sei eine Verwandte der belgischen Geuze. Wie ich vor einigen Jahren schon einmal erläutert habe, halte ich das Ganze trotzdem für Unsinn. Erstens: ja, die Namen klingen gleich. Aber "Gose" kommt von der Stadt Goslar im Harz, wo diese uralte Biersorte zum ersten Mal gebraut wurde. Und "Geuze" kommt von der Geuzestraat in Brüssel, wo eben jene Biersorte entstand. Zweitens: Gose wird gebraut. Geuze wird verschnitten (und zwar aus verschiedenen Lambieks). Drittens: der Gose werden traditionell Koriander und Salz zugesetzt. Der Geuze mischt man zwar auch so einiges bei, was nicht bei drei auf den Bäumen ist (Früchte, Zucker, Basilikum, ...) aber kein Salz und keinen Koriander. Die einzige Ähnlichkeit beider Biersorten ist die, dass beide früher durch spontane Gärung entstanden. Das ist aber letztendlich ein Nullargument, denn das traf vor einigen Jahrhunderten noch auf so gut wie alle Bierstile zu. Seit dem 19. Jahrhundert wird Gose obergärig gebraut, während die Lambieks/Geuzes immer noch durch wilde Hefen entstehen.

Wenn die Gose mit einem belgischen Bier verwandt ist, dann sicherlich - wie die niederländische WP richtig anmerkt - mit den belgischen Weißbieren, die mithilfe von Grut und sonstigen Kräutermischungen hergestellt werden. Wie dem auch sei: heute gibt es wieder ein paar Brauereien, die sich auf diese traditionelle Spezialität besonnen haben - aber eben auch wirklich nur ein paar. Die Elbe Gose kommt aus der Kreativbrauerei Kehrwieder, einer Hamburger Mikrobrauerei, die seit 2013 aktiv ist und mittlerweile ein kleines Sortiment seltener(er) Bierstile anbietet. Alle Produkte (mit einer einzigen Ausnahme) sind weder filtriert noch pasteurisiert.

Art und Herkunft: Gose, Deutschland (Hamburg)

Besonderheiten: Mit Zusatz von Salz und Koriander (für eine Gose allerdings keine Besonderheit)

Aussehen und Aroma: Sehr hellgelb. Eine große, aber sehr instabile Krone. Fruchtig, aber auch säuerlich. Sowas wie Litschi und Zitronenmelisse. Holunder.

Geschmack: Ein sehr prickelnder Antritt. Koriander und Salz schmecke ich nicht raus. Naja, letzteres ein bisschen vielleicht. Im weiteren Verlauf ein säuerlicher Schub, wieder sehr stark an Holundersaft erinnernd.

Abgang: Ein trockener, aber überraschend noch einmal süßer werdender Nachgang. Ein Hauch von Bienenhonig?

Fazit/Tipp: Schmeckt kaum nach Bier, sondern eher nach einer Bionade. Dennoch nicht schlecht. Gar nicht schlecht.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 29. Januar 2017.

- Euer Tomas Aquinas




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