Sonntag, 18. Juni 2017

Bunratty Irish Potcheen (40% Vol.)

Potcheen oder Poitin ist das, was die Schwarzbrenner in Irland viele Jahrhunderte bei Nacht gebrannt haben, um den verhassten Excisemen (den Steuereintreibern der Krone) ein Schnippchen schlagen zu können. Bei Mondschein (daher auch der Name Moonshine, der meistens jedoch für ähnliche Destillate aus den USA oder von anderswoher benutzt wird) entstand also ein starker, klarer Getreideschnaps, den man in anderen Ländern ohne zu zögern als Wodka angesprochen hätte. Oder, um es anders zu sagen: Es ist ein Whisky, der noch kein Whisky ist, weil er nicht die minimal vorgeschriebenen Jahre im Eichenfass zugebracht hat.

Wenn man das Zeug legal kaufen möchte, hat man - in Irland - nicht allzuviel Auswahl. Bunratty gehört zu den bekannteren Anbietern und hat deren zwei im Angebot: einen mit 40 (den wir heute verkosten) und einen mit 45 Umdrehungen. Das Hauptgeschäftsfeld der Firma ist übrigens nicht der Potcheen, sondern Honigwein bzw. Meade, wie auch ihr voller Name (Bunratty Winery) bezeugt. Und ja, wo wir gerade davon sprechen: Irland produziert tatsächlich zusätzlich auch noch ganz normalen Wein, wie ich bei dieser Recherche lernen durfte. Bunrattys Produktionsstätten liegen übrigens in den restaurierten und umgebauten ehemaligen Stallungen des gleichnamigen Schlosses, einer der größeren Touristenattraktionen in der Gegend. Erwähnt habe ich es schon oben: authentischer "Mondschein" ist selbstverständlich viel, viel stärker und dieser hier ist für den Massengebrauch auf Trinkstärke herabgesetzt worden.



Art und Herkunft: New Make Spirit/Moonshine, Irland (Co. Clare)


Besonderheiten: reduzierter Alkoholgehalt

Aussehen und Aroma: Potcheen sollte immer klar sein. Im Geruch erstaunlich fruchtig, aber auch natürlich alkoholisch. Gummibärchen und Aceton. Schuhwichse. Lederriemen, der lange an der Wand hing.

Geschmack: Süß im Antritt. Gleichzeitig auch sehr scharf ethanolisch. Rosafarbener Schaumzucker (vulgo "Mäusespeck"). Naphthalin (Mottenkugeln). Adstringierend.

Abgang: Lang und wärmend. Holz- bzw. Bootslack.

Fazit/Tipp: Man kann immerhin noch etwas Wasser reinschütten, dann wird er noch etwas milder. Allerdings ist und bleibt er nun mal ein junger Sprit, der (außer, dass er verdünnt wurde) genau so ist, wie er aus dem Kessel kam. Ganz nett, aber ein wirklicher Aha-Effekt bleibt aus.

Für nächste Woche gibt es wahrscheinlich nur ein Notprogramm, da die Redaktion an verschiedenen Projekten bzw. Recherchereisen arbeitet. Wer zum Beispiel am nächsten Wochenende im belgischen Antwerpen ist, kann dort Plattfuss und Jan auf dem dortigen Bierfest antreffen. Ich selbst werde mich mal um ein neues Rezept für den Braugarten kümmern.

- Euer Tomas Aquinas


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