Dienstag, 24. April 2012

Zwischendurch: Was ist eigentlich Single Malt?

Der Abend war schon etwas fortgeschritten und die Ladies und Gentlemen erholten sich gerade von der Fuchsjagd. Soeben hatte unser alter Butler Norton den Fasan ab- und die schweren Kristallkaraffen mit ehrwürdigen - aus der Kolonialzeit stammenden - Likören und Spirituosen aufgetragen, da richtete in die Stille hinein (Der Oberst hatte gerade über seine Kriegserlebnisse bei der 22. Bengalischen Leichten Kavallerie referiert), meine liebe Freundin G. folgenden leicht unsittlichen Antrag an mich: "Du, dieser Single Malt da ... was ist denn der Unterschied zu dem da (deutete auf eine Flasche Johnnie Walker)? Schreib doch darüber mal was in Deinem komischen Blog." Na gut, komisch hatte G. zwar nicht gesagt, aber das Wort lag definitiv in der Luft. "Du G., könntest Du nicht einfach mal bei Wikip..." "Nee, schreib Du mal was darüber in Deinem komischen Blog!" Na gut, ich konnte Blondinen noch nie etwas abschlagen.

Hier also ein kleiner, wirklich nur ganz kleiner Überblick über die Whiskyhierarchie. Von relativ günstig bis relativ teuer. Achtung! Das Folgende gilt nur für schottischen Whisky.

Folgende Unterscheidung zu Beginn: Grundsätzlich gibt es Grain Whisky (hergestellt von Firmen wie North British), der aus ungemälzter Gerste, Weizen, oder anderen Getreidesorten bestehen kann und im wesentlichen einem Industriealkohol entspricht und Malt Whisky, welcher aus gemälzter Gerste bestehen muss.

1) Die am häufigsten vorkommende Sorte schottischen Whiskys ist der Blended Scotch, welcher aus Malt Whiskys und Grain Whiskys aus verschiedenen Brennereien besteht. Diese Whiskys finden sich überall in Supermärkten und Kneipen, so zum Beispiel der oben erwähnte Johnnie Walker, Ballantine's, VAT 69 ...

2) Seltener ist der Blended Malt oder Blended Grain (letzteren gibt es nur sehr selten, da die meisten Grain Whiskys in die Produktion von Blended Scotch fließen). Dies sind Whiskys, die nur aus Malt Whiskys oder nur aus Grain Whiskys bestehen, die aber aus verschiedenen Brennereien stammen dürfen. Ein Beispiel für einen Blended Malt sind der hier schon einmal besprochene Big Peat oder der Johnnie Walker Green Label. Früher gab es für diese Kategorie auch die Bezeichnung Vatted Malt (oder eventuell auch noch Vatted Grain, da bin ich nicht sicher), diese darf jedoch nicht mehr verwendet werden - zumindest nicht, wenn die Brennerei der (fast) übermächtigen Scotch Whisky Association angeschlossen ist.

3) Noch seltener ist der Single Malt (oder auch der Single Grain, der aber aus den unter Punkt (2) genannten Gründen ebenfalls kaum zu finden ist). Hier wird nur Malt Whisky (oder Grain Whisky) aus einer einzigen Brennerei verwendet. Die meisten hier im Blog besprochenen Whiskys sind Single Malts. Ein Single Malt darf aber aus verschiedenen Fässern und Jahrgängen der selben Destillerie kombiniert werden.

Alle diese Bezeichnungen sind in den Scotch Whisky Regulations (SWR) von 2009 festgelegt. Bezeichnungen wie Pure Malt oder ähnliche sind unzulässig und bedeuten rein gar nichts.

Anmerkung 1:
Als zusätzliches Qualitätsmerkmal sieht man oft die Bezeichnung Single Cask. Der so benannte Whisky bleibt aber ein Single Malt. Allerdings wird hier - wie der Name schon sagt -  nur Whisky aus einem einzelnen, näher bestimmbaren Fass abgefüllt.

Anmerkung 2:
Als Kuriosum sei erwähnt dass - bevor die SWR erlassen wurden - die Destillerie Loch Lomond einen Single Blend (rotes Label) im Angebot hatte. Dies war möglich, weil bei Loch Lomond sowohl Malt als auch Grain Whisky hergestellt werden, die dann zu einem Produkt "vermählt" wurden. Diese Bezeichnung ist heute ebenfalls nicht mehr zugelassen.