Samstag, 20. Juni 2015

Irisches Stundenbuch, Folge 7: Guinness West Indies Porter (6,0% Vol.)

Vor so ziemlich genau zweieinhalb Jahren war ich das letzte Mal in Irland. Damals bin ich mit ein paar Freunden die Flüsse im Norden auf und ab gefahren, worüber ich auch treulich berichtet habe, nämlich einmal über die rein touristischen Aspekte und einmal über die rein alkoholischen Aspekte der Reise. Da das Schicksal es wohl gut mit mir meint, durfte ich in diesem Monat wieder die Grüne Insel besuchen, genauer gesagt: die Hauptstadt Dublin. Und da man eine erfolgreiche Formel bekanntlich gerne einmal wiederholen darf, bietet sich mir somit die Gelegenheit, auch mein "irisches Stundenbuch" von damals wieder aufleben zu lassen.

Als erstes ist mir in Dublin aufgefallen, dass das Trinken in Irland noch teurer geworden ist, als es ohnehin schon war. Ich behaupte mal, dass im Vergleich zu 2012 in den Kneipen ein Pint Bier gut ein Viertel mehr kostet. Nun mag man sagen, dass vier bis fünf Euro für einen ordentlichen halben Liter immer noch nicht exorbitant teuer sind, allerdings wird es beim Whiskey erst richtig kriminell. Am Flughafen (im Travel Value wohlgemerkt) wurde für eine Flasche Coleraine (nun wirklich kein großer Whiskey, wie ich hier vermerkt habe) ein Literpreis von sage und schreibe 23,- EUR ausgerufen. Und das ist einfach lächerlich, tut mir wirklich Leid. Nicht viel besser ist es in den Supermärkten mit dem Bier: es gibt kaum eine Halbliterflasche, welche für unter drei Euro zu haben wäre. Insofern lohnt es sich immer noch eher, in der Kneipe etwas trinken zu gehen, denn es ist nicht wirklich teurer und man hat zumindest gute Gesellschaft.

Trotzdem habe ich natürlich etwas Neues probieren wollen und dann zu Guinness gegriffen. Nicht zum Standard, dem Stout, das ich bekanntlich gar nicht sooo gerne mag, sondern zu einem der relativ neuen reinterpreted beers, also Bieren, die nach dem Vorbild alter Rezepturen neu aufgelegt wurden. Die feine Unterscheidung "nach dem Vorbild" gibt den Brauereien (wie ja auch z.B. jüngst Beck's) die nötige Flexibilität, bei der Herstellung einen Kompromiss zwischen historischer Authentizität und moderner Mainstream-tauglichkeit zu finden. Ende 2014 brachte Guinness also zwei historisierende Porter heraus, nämlich einerseits das (weitaus leichtere) Dublin Porter und andererseits eben das West Indies Porter, welches wir nun mal eben probieren werden. In einem Artikel in der britischen Daily Mail wurde die Verbindung der Neuentwicklungen zum derzeitigen Craftbiertrend durchaus deutlich und ehrlich angesprochen.

Art und Herkunft: Porter, Irland

Besonderheiten: Neuinterpretation einer Rezeptur von 1801

Aussehen und Aroma: Dunkelbraun bis pechschwarz. Große, sehr feste Krone. In der Nase viele dunkle Röstaromen. Malzig, aber auch leicht fruchtig. Pflaume.

Geschmack: Weniger "kaffeeartig" als das Standardguinness. Nur leicht süßlich. Deutlich hopfiger. Karamell.

Abgang: Mittel bis lang. Zuerst noch deutlich süßlich, zum Ende hin aber viel bitterer wirkend.

Fazit/Tipp: Porter gehören zwar auch nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbieren, dieses hier ist jedoch ganz gut trinkbar. Ich würde es gegenüber einem normalen Guinness jederzeit bevorzugen, allerdings liegt es ähnlich mächtig im Magen. Die milde Hopfigkeit verleiht ihm ein gewisses Extra gegenüber vergleichbaren Produkten.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 27. Juni 2015.

- Euer Tomas Aquinas

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